Bahnbetriebswerk Kichberg Teil 2
–Bekohlungs- und Entschlackungsanlage
Auf Teil zwei
befinden sich nunmehr die eigentlichen Behandlungsanlagen wie
Kohlebansen, Kohlebunker und Bekohlungskran; in der weiteren Fortsetzung
dann die Entschlackungsanlage mit den Wasserkränen. Daneben sind der
Wasserturm und die Kantine sowie im Hintergrund die Halle des
Ausbesserungswerkes zu finden. Gehen wir der Reihe nach vor:
Nachdem Mitte der
90ger Jahre das zehn Jahre früher angekündigte BW-Zubehör von Bochmann
und Kochendörfer endlich komplett war, habe ich dieses für unser neues
BW auch verwendet. So entstanden nacheinander der Kohlebunker, der
Bansen und die Kranbrücke. Während der Lageplan von B&K das
Kohlewagengleis jenseits des Bansens vorsieht, habe ich jedoch dieses
Gleis neben die Bekohlungsgleise gelegt. Dadurch konnte ich die
Gleisentwicklung deutlich verkürzen, weil ich keinen übermäßigen
Gleisabstand erzeugen musste, um den Bansen zwischen die Gleise zu
setzen. Aus diesem Umstand heraus musste ich jedoch die Kranbrücke bis
über das Kohlewagengleis verlängern, da sonst die Reichweite des
Kranauslegers nicht ausgereicht hätte und – weil’s einfach besser
aussieht. Hier kamen also zwei Bausätze „Kranbrücke“ von B&K zum
Einsatz.
Als ich den Bausatz
„Bekohlungskran“ zum ersten mal ausgepackt hatte, musste ich, ehrlich
gesagt, erst mehrmals tief Luft holen und anschließend das Ganze
zunächst wieder wegpacken. Eine DIN A 4 Ätzplatine, ein paar
Kunststoffplatten und eine Bauanleitung erschienen mir angesichts des
bezahlten Preises damals als eine Zumutung. Nachdem ich diese Platine
zum dritten Male ausgepackt hatte, kramte ich dann doch meinen Lötkolben
hervor und machte mich –nicht gut gelaunt- aber immerhin ans Werk. Nach
drei Wochen und einigen verbrannten Fingerkuppen stand das Ergebnis
dieses Tuns endlich auf der Kranbrücke. Das war also auch geschafft.
Am Kohlebunker, auf
dem dem Zuschauer zugewandten Gleis, sollte nach meinen Plänen eine
Bekohlungsszene zu sehen sein. In der gleichen Szene wollte ich auch das
Entfernen der Rauchkammerlösche darstellen. Die Hauptrollen spielten
dabei ein Kabinentender aus einem REVELL-Bausatz, ein übrig gebliebenes
Fahrwerk einer LILIPUT 52ger und ein ebenfalls vakanter Kessel einer
ROCO 50ger. Der Kessel wurde –mancher ahnt es sicher schon- auf das
Ex-52er-Fahrwerk gesetzt und die Rauchkammertür entfernt. Aus der
Ersatzteilkiste habe ich eine zweite intakte Rauchkammertür gekramt und
in geöffneter Stellung an den Kessel geklebt. Den Tender habe ich mit
leerem Kohlenkasten gebaut und wieder mit einigen Teilen wie Puffer und
Leitern aufgepeppt. An den Pufferbohlen von Lok und Tender wurden
jeweils die fehlenden Zutaten wie Bremsleitungen und Kupplungen ergänzt.
Zum Schluss erfolgte wieder die obligatorische Lackierung,
Neubeschriftung und Alterung.
Zunächst wurde der
Tender so unter dem Kohlenbunker platziert, dass eine der Schurren in
den leeren Kohlenkasten zeigt. Auf einen Pappstreifen wurde echte Kohle
gehäuft und mit Leimwasser verfestigt. Dieser Pappstreifen wurde nach
dem Trocknen in den Kohlekasten gestellt und imitierte nun die aus der
Schurre in den Kohlekasten fallende Kohle. Ein Arbeiter beobachtet den
Vorgang vom Rande des Kohlekastens aus.
Ein weiterer Arbeiter
bekam eine Weinert Kohlenschaufel in die Hand und muss seitdem, auf dem
Rauchkammertritt stehend, die Lösche aus der Rauchkammer der Maschine
heraus in eine bereit stehende Karre schaufeln. Diese Karre wird dann in
die in der Nähe befindliche Löschegrube (ebenfalls B&K) entleert. Die
Anlage wird durch ein gelb-schwarz gestrichenes Geländer vom
Lokausfahrgleis abgeschirmt. Ein Hydrant mit Schlauch steht zum Nässen
der Kohle oder zu Reinigungszwecken bereit.
Da eine solche Anlage
in den seltensten Fällen besenrein ist, habe ich mit Kohlenstaub eine
gewisse Patina darauf gelegt. Dazu wurde der vorgesehene Bereich mit
Leimwasser getränkt und mittels einer Feile Kohlenstaub von einem Stück
Brikett abgefeilt. Dies habe ich so lange getrieben, bis die dadurch
entstandene Verschmutzung meiner Meinung nach ausreichend war.
Der Kohlebansen wurde
aus mehreren B&K-Bausätzen „Hochbansen“ und „Hochbansenver-längerung“
gebaut, betongrau gespritzt und mit verschiedenen hellen und dunklen
Grautönen bearbeitet. Nach dem Einbau wurde er mit Kohlenhalden aus
Styropor gefüllt, auf die zum Schluss echte Steinkohle gehäuft und mit
Leimwasser verfestigt wurde. Dabei wurden auch manche Bereiche derart
gestaltet, dass man ihnen die Arbeit des Bekohlungskrans ansehen kann.
Der Bau der
Entschlackungsanlage war im Gegensatz zum Kohlenkran relativ harmlos,
hatte ich sie doch schon bei meinem ersten BW, wenn auch nur in halber
Länge, eingebaut. Farbgebung und Alterung erfolgten auf die bereits
beschriebenen Weise. Übergelaufenes Wasser aus den Wasserkränen habe ich
mit Klarlack dargestellt.
Im Hinblick auf eine
darzustellende Entschlackungsszene habe ich noch ein paar Zutaten zum
Einbau vorgesehen:
Flackerlichtelektroniken von Viessmann und Vollmer sollten Glut- und
Feuerschein der Feuerbüchse darstellen; ein großer Dampfgenerator für
die Spur 1 den Dampf, der entsteht, wenn die heiße Schlacke in den
Schlackensumpf fällt. Das Ganze habe ich in den rechten
Entschlackungsstand im dem Betrachter zugewandten Gleis eingebaut. Als
zu entschlackende Lok habe ich ein aus Umbauresten zusammenkomponiertes
Modell der BR 41 gebastelt. Der Tender stammte von einer Rivarossi-Lok,
das Lokfahrwerk befand sich mal unter einer ROCO-41er und der Kessel
thronte auf einer Fleischmann-41er, so lange diese nicht unter
Verwendung eines ROCO-Kessels zu einer Maschine mit Neubaukessel
umgebaut worden war.
Am Tender habe ich
eine der Luken im Wasserkasten aufgebohrt und den dazu gehörenden Deckel
in geöffneter Stellung angeklebt. Anschließend habe ich den fertigen
Tender auf das Gleis gestellt. Seine zukünftige Position sollte so
gewählt werden, dass einerseits die davor stehende Lok sich mit ihrem
Aschkasten an der richtigen Stelle der Entschlackungsanlage befinden
würde und andererseits der nächstgelegene Wasserkran so eingerichtet
werden konnte, dass der Auslass über der Wasserkastenöffnung des Tenders
zu liegen kam. Nachdem die Stellprobe ein zufrieden stellendes Ergebnis
hervor gebracht hatte, wurde der Tender von unten auf dem Gleis
festgeschraubt. Dann wurde der Wasserstrahl aus dem Wasserkran in den
Wasserkasten des Tenders mittels weißem Kerzenwachs imitiert.
Übergelaufenes Wasser habe ich mit glänzendem Klarlack dargestellt. Die
Szene „Wasserfassen“ konnte somit schon einmal abgehakt werden.
Die zu entschlackende
Lokomotive bekam einen Raucheinsatz verpasst. Da die Maschine nicht fest
installiert werden konnte, da der darunter liegende Rauchentwickler zum
Nachfüllen und Warten immer erreichbar bleiben musste, wurden die
Anschlussleitungen des Raucheinsatzes der Lok mittels einer
Mikro-Steckverbindungen an die Stromzufuhr angeschlossen. Auf diese
Weise konnte die Lok nun zum Füllen des Rauchgenerators um einige
Zentimeter verschoben oder nach Lösen der Steckverbindung ganz vom Gleis
genommen werden.
Vom Stellpult aus
können folgende Funktionen gesteuert werden:
Lok qualmt aus dem
Schornstein
Lok öffnet Aschkasten
(Glut- und Feuerschein)
Lok entschlackt
(Rauch- bzw. Dampfentwicklung aus dem Schlackensumpf heraus)
Als letzte Station bei
der Behandlung von Dampflokomotiven in diesem Bahnbetriebswerk ist die
Besandung zu nennen. Sie befindet sich kurz vor der Auffahrt zur
Drehscheibe und besteht aus dem Sandhaus, in dem der Bremssand
bevorratet und getrocknet wird und dem Besandungsturm, in welchem der
Sand zum Abfüllen in die Sandkästen der Lokomotiven bereit gestellt
wird. Das Sandhaus wurde aus zwei Bausätzen der Faller Besandungsanlage
gebastelt. Die dem Bausatz ebenfalls beiliegenden Besandungstürme habe
ich jedoch nicht verwendet, sondern hier tut ein Weinert-Besandungsturm
der gleichen Bauart Dienst.
Das Sandhaus sowie die
Entschlackungsanlage werden von einem schienengebundenen Bekohlungskran
befüllt bzw. geleert. Dieser kann auch bei Störungen die Notbekohlung
übernehmen und wurde aus einem Weinert-Bausatz gebaut. Er läuft auf dem
Kohlenwagengleis.
Nach Fertigstellung
der Behandlungsanlagen war nun der Wasserturm an der Reihe. Diesen gab
es in einer beeindruckenden Baumasse zusammen mit dem Sozialgebäude als
POLA-Bausatz. Das Gelb der Fassadenteile hatte jedoch mit dem Gelb des
Lokschuppens nur sehr indirekt zu tun, so dass ich, wenn ich eine
vergleichbare Optik erzielen wollte, die Fassadenteil von Wasserturm und
Kantine mit einem eigens dafür gemischten Farbton überlackieren musste,
um sie der Farbe des Lokschuppens anzupassen. Dies war rasch erledigt
und das ganze Ensemble zusammengebaut. Die Alterungsspuren wurden auch
hier mit verschiedenen Grau- und Brauntönen mittels Pinsel, Airbrush,
und Trockenmalen angebracht. Das fertige Gebäude wurde zwischen Ein-
bzw. Umfahrgleis und AW-Gleise eingebaut. Das umgebende Gelände wurde
mit Merkur Steinpflaster gestaltet. Auch hier schützen verschiedene
Geländer die Bahnarbeiter vor Gefahren. Eine kleine Verbindungstrasse
führt nach rechts aus dem BW-Gelände über das Verbindungsgleis zum AW
Richtung Hauptstrasse.
Die Halle des
Ausbesserungswerkes habe ich aus zwei Bausätzen der POLA-Wagenbauhalle
gebaut. Dabei konnten vom verfügbaren Platz her die hinteren drei Stände
in doppelter Länge ausgeführt werden. Die ersten drei Stände dagegen
erhielten die einfache Schuppenlänge, damit zwischen AW-Halle und
Ringlokschuppen noch das Verwaltungsgebäude des Bw’s, ebenfalls ein
POLA-Bausatz (Verwaltungsgebäude „Freilassing“) eingebaut werden
konnte. Da sich dieses Gebäude auf der Schnittstelle zwischen Teil 2 und
Teil 3 befindet, ist es zum Transport abnehmbar.
Der letzte Stand der
AW-Halle hat auch auf der Rückseite ein Tor. Das Hallengleis tritt hier
wieder ins Freie und führt als Gleis für Probefahrten direkt hinter den
Ringlokschuppen. Hier können auf elegante Weise vom Publikum
unbeobachtet Fahrzeuge aus dem Verkehr genommen oder auch eingesetzt
werden.
Das Hallendach wurde
mit den gleichen Materialien wie das Dach des Lokschuppens lackiert bzw.
patiniert. Vor der Halle wurde über den Gleisen 4-6 ein Faller-Bockkran
installiert. Um Betriebsamkeit zu simulieren, hängt an seinem Haken ein
Treibradsatz einer 2’ C 1’ Lokomotive. Die anderen Radsätze stehen auf
Gleis 4 vor der Halle bereit. Hier wird bei Ausstellungen in der Regel
ein Radsatzwagen dazu gestellt. Rangieraufgaben im AW-Gelände können
unter Zuhilfenahme des Gerätewagen-/Hilfszuggleises als Ausziehgleis
durchgeführt werden, ohne Einfahrten im BW-Bereich zu behindert.
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