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Vom Spielzeuglaster zum Modell

 
 

 
  Mercedes Benz LPS 1620 Sattelzug mit Massholder-Auflieger in 1:24

(erschienen im Modell Fan 11 und 12 / 2005)
 

 
  Teil 1: Die Zugmaschine  
 

Einer meiner Lieblings-LKW, weil aus Kindheitstagen wohlbekannt, ist der „Kubische“ von Mercedes Benz. Ein Modell davon in 1:24, das wär’s. Deshalb prüfte ich es ganz genau, das Sandkastenspielzeug, das ich in einem bekannten Internet-Aktionshaus ersteigert hatte und nun in seiner ganzen Pracht vor mir auf dem Tisch lag. Die Kabinenmaße stimmten laut den mir vorliegenden Originalzeichnungen ziemlich genau. Sammler alten Spielzeugs mag das Herz bluten, aber ich begann, mich ans Werk zu machen und das Teil in seine Bestandteile zu zerlegen. Am wichtigsten von allem war natürlich das

Fahrerhaus

Der unterhalb der Fenster verlaufende Wulst und die sich darunter befindlichen charakteristischen 

 
 

drei Sicken waren etwas zu „üppig“ dimensioniert. Das sollte sich aber beheben lassen. Die Kühlerblende war ca. 1mm zu hoch. Des Weiteren war festzuhalten, dass es sich beidem vorliegenden Modell um die frühe, in Fachkreisen auch als  „Adventskalender“ bezeichnete, halblange Version des Fahrerhauses handelt (Vorbild-Baujahr also ab 1964 bis ca. 1968, danach kam das kippbare Fahrerhaus). Dies war für die richtige Wahl eines entsprechenden Vorbildes für mein Modell wichtig.

 
 


Als erstes wurden die umlaufenden Sicken mittels Feile und Schleifpapier entfernt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Wulst unterhalb der Fenster insgesamt schmäler gemacht und im Profil flacher gefeilt. Eventuelle Fehlstellen und Löcher wurden nun mit Tamiya Putty gefüllt und verschliffen. Dabei wurden die erhabenen Gravuren der Tür- und Klappenspalten (Flugzeugbauer kennen das auch von älteren Bausätzen her)  ebenfalls entfernt.

Nachdem alles schön glatt war, habe ich erst einmal die neuen Sicken angebracht. Dafür verwendete ich Halbrund-Profile von Evergreen, die mit einem Abstand von  jeweils 1,0mm angeklebt wurden. Die drei Sicken mussten eine Gesamtbreite von 5mm aufweisen. An der Rückwand waren statt der Sicken zwei horizontal verlaufende Verstärkungsrippen aus Evergreen-Profilen

 
 

2,5x0,75mm aufzukleben. Für die Lufteinlässe unter der Windschutzscheibe ließ ich mir eine Lösung mit Dreiecksprofilen einfallen. Diese mussten im Grundriss gleichschenklig sein und einen rechten Winkel aufweisen (Schenkellänge 1,5mm). Ich habe die Profile gemäß Zeichnung so an der Fahrerhausfront angebracht, dass die lange Seite wie eine Dachschräge nach vorne zeigt. Der optische Eindruck war frappierend und stellte mich vollauf zufrieden. Die Zeichnung veranschaulicht den Aufbau der Lamellen.

 
 

Als Nächstes nahm ich mir den Bereich der Einstiege vor. Die Modellgravuren waren an dieser Stelle sehr flach ausgefallen. Also hinterklebte ich diesen Bereich mit 4mm starkem Polystyrol und sägte dann die Trittmulde komplett wieder aus. Die Oberkante des hinterklebten Plastikplättchens habe ich so positioniert, dass sie als Auflage für den später zu installierenden Fußboden dienen konnte.

Mit verschiedenen Feilen habe ich die Konturen der Trittmulde vollends heraus gearbeitet. Zum Abschluss habe ich den Bereich mit einer 0,5mm starken Plastikplatte von hinten wieder verschlossen. Die Trittroste schnitt ich aus einer Riffelblech-Nachbildung (Teil 102 aus einem Italeri-Bausatz einer Mercedes Benz Sattelzugmaschine) und klebte sie in die Trittmulde. Anschließend habe ich alle Türen und Klappen neu graviert.

 
 

Danach habe ich die Mulden für die Türgriffe in den Wulst unterhalb der Seitenscheiben der Türen eingearbeitet. Ich habe die Lage der Mulde angezeichnet und diese mit einem Kugelfräser ausgefräst.  Als Türgriffe habe ich die Teile 173, ebenfalls aus dem Italeri-Mercedes-Bausatz, eingeklebt.

 
  Kühlerblende  
 

Die Kühlerblende musste um einen mm schmäler werden. Ich habe erst einmal die nun überflüssigen Befestigungselemente entfernt und die Entformungsschrägen am Rand der Kühlerblende gerade geschliffen. Das reichte bereits, um die korrekte Breite des Grills zu erhalten.

Als nächstes wurde am Fahrerhaus der Boden der Vertiefung ausgesägt, in der die Kühlerblende eingesetzt war. Mit dem Einkleben eines Evergreen-Profils von 1mm Stärke am oberen und an den seitlichen Rändern habe ich die Öffnung für den nun etwas schmäleren Grill verkleinert. Nach etwas Schleifarbeit passte der Grill optimal und ich hatte den fehlenden Raum für die zusätzliche Zierleiste um den Grill gewonnen. Die Modelle mit festem Fahrerhaus hatten nämlich nicht nur eine umlaufende Zierleiste im Grill, sondern noch eine Zweite auf dem Fahrerhaus. Zur Darstellung dieser äußeren Zierleiste  kam wieder das Evergreen Halbrund-Profil von 1mm Breite in Verwendung. Mit dieser Maßnahme waren die Modifikationen am Fahrerhaus angeschlossen. Ich konnte mich nun mit dessen

 
 

Lackierung

 
 

beschäftigen. Nach einem gründlichen Bad in Seifenlauge erfolgten die Grundierung und die Endlackierung. Bei der Kühlerblende waren vor der Lackierung erst noch einige Fragen zu klären, z.B.  wie die beim Vorbild vorhandenen verschiedenen Öffnungen in der Blende, namentlich im mittleren Bereich, bewerkstelligt werden sollten. Schlussendlich entschied ich mich dazu, dieses Problem ausschließlich mit Farbe und Abdeckband zu lösen.

Ich lackierte erst einmal die Kühlerblende von hinten in Schwarz, um den dunklen Motorraum zu simulieren. Auf der Vorderseite der Blende habe ich dann alle anzudeutenden Öffnungen mit entsprechend zugeschnittenem Klebeband abgedeckt. Anschließend wurde die Blende auch von vorn in der gewünschten Wagenfarbe lackiert. Nach dem Entfernen der Klebebänder traten nun alle Grill- und Blendenöffnungen als schwarze Bereiche zu Tage. Durch die Materialstärke des Teils und die schwarze Lackierung der Rückseite trat meiner Meinung nach sogar eine gewisse Tiefenwirkung ein. Jedenfalls hat mich das Ergebnis vollauf zufrieden gestellt. Zum Schluss waren nur noch die Zierleisten und der Stern mit Chromsilber hervor zu heben.

Für den Lastzug habe ich  die Farben der früheren Fischer-Spedition aus Karlsruhe gewählt, die in den sechziger Jahren unter anderem auch Mercedes Benz Sattelzüge im Einsatz hatte. Von einem der Sattelzüge existiert ein Foto, das in dem Bildband  „Plantikow und seine Laster“ Band 2 vom Verlag „Edition Diesel Queen“ enthalten ist. Das gleiche Bild ist auch im Brekina Autoheft 95/96auf Seite 53 zu sehen, nur deutlich kleiner. Aus Kindertagen wusste ich, dass die Fahrzeuge gelbe Aufbauten und blaue Rahmen besaßen. Letzte Zweifel räumte eine Szene einem ARD-Tatort mit dem Titel „Gefährliche Wanzen“, gedreht Anfang der 70ger Jahre im Raum Karlsruhe, aus. In einer der Szenen fährt nämlich ein Wechselbrücken-Hängerzug der Spedition Fischer in voller Pracht durchs Bild. Das Gelb von Revell (Nr. 12) kam meiner Farb-Erinnerung sehr nahe, so dass ich es unverändert übernahm. Für die blauen Teile entschied ich mich für Revell Nr. 52. Für die Bordwände nahm ich den Farbton „Aluminium“ von Model Master. Aber dies betrifft ja schon den Auflieger und greift dem entsprechend etwas vor. Zuerst brauchen wir für die Zugmaschine eine

 
  Inneneinrichtung.  
 

Das Armaturenbrett musste ich dem Spielzeugmodell entnehmen, weil ich kein passendes ITALERI-Teil hatte. Da auf dem Spielzeugteil keinerlei Armaturen erkennbar waren, wollte ich zumindest die Armaturentafel mit der Darstellung der Instrumente aus einem Revell-Bausatz verwenden. Den notwendigen Platz dafür im Armaturenbrett habe ich unter Einsatz einer Bastelsäge geschaffen und die Tafel eingepasst. Das ganze Gebilde habe ich dann in Schwarz seidenmatt lackiert und mit Instrumenten aus einem Decal-Bogen „Cockpit-Instrumente“ von Virages, bezogen über „Raceland“, Dietenhofen, dekoriert.

Den Fußboden (Teil 125) mit den Sitzen und dem weiteren Zubehör wie Schalthebel (Teil 130) und Lenkrad (Teil 139) steuerte wieder ein Italeri-Mercedes bei. Der Fußboden wurde in die kubische Kabine eingepasst und mit Sitzen und dem Schalthebel komplettiert. Bemalt habe ich das Ganze mit verschiedenen Grau-Tönen. Die hellgrauen Sitze bekamen dabei rostrote Seitenteile. Das hatte ich auf einem Farbfoto so gesehen.

Vor dem Einbau der Inneneinrichtung mussten erst noch vernünftige  Scheiben in das Fahrerhaus eingesetzt werden. Eine Frontscheibe war zwar vorhanden, konnte in der Optik aber beim besten Willen nicht befriedigen. Also habe ich die Scheiben aus 0,4mm dickem, glasklarem Polystyrol geschnitten. Die Seiten- und das Heckfenster waren dabei problemlos einzubauen. Bei der Frontscheibe handelt es sich jedoch um eine Panoramascheibe, deren Ränder etwas nach hinten gebogen waren. Dies war unter Einsatz von Wärme zu bewerkstelligen.

Die Innenwände habe ich in Anlehnung an eine farbige Prospektabbildung mit einem holzfarbenen Ton versehen, während ich für die Türverkleidungen, die ich aus den Italeri-Teilen 157 und 161 gebastelt hatte, eher einen Grauton verwendete. Die Decke habe ich weiß gestrichen, um den Innenraum etwas aufzuhellen. Die hinteren Seitenfenster sowie das Heckfenster wurde mit einem Papiertaschentuch-Vorhang in blau zugehängt, der bis zum Fußboden reicht.

Fotos vom Innenraum zeigten, dass die Lenksäulen früher nicht so voluminös verkleidet waren wie bei modernen Fahrzeugen. Deshalb habe ich das Lenkrad direkt auf einen Polystyrol-Rundstab mit 2,4mm Durchmesser geklebt und lichtgrau bemalt. Als Blinkerhebel dient ein Stück dünner Messingdraht. Zur Befestigung der Lenksäule habe ich am Fuß des Armaturenbrett-Blocks eine Kerbe eingefeilt, in welche die Lenksäule eingeklebt wurde.

 
  Kotflügel vorn / Restarbeiten  
 

Da dieser Fahrzeugtyp mit einem feststehenden Fahrerhaus ausgestattet war, mussten auch die vorderen Kotflügel am Fahrerhaus befestigt werden. Als Kotflügel boten sich übrig gebliebene Teile aus dem Revell-Bausatz Büssing 8000 (Teil 193) bzw. Krupp Titan an, weil diese exakt in die vorhandenen Rundungen im Fahrerhaus passten. Sie erscheinen für die verwendeten Italeri-Räder zwar etwas groß, aber diesen Kompromiss einzugehen war ich bereit. Etwaige Befestigungslöcher wurden verspachtelt. Nun musste lediglich noch der unterste Einstiegstritt und die dazu gehörende Rückwand gebastelt werden. Die Rückwand entstand dabei aus 1mm starker Plastikplatte, der Trittrost wieder aus einem Stück Riffelblech-Imitation aus einem Italeri-Bausatz (Teil 102). Der auf Fotos erkennbare vordere Trittrosthalter habe ich aus Evergreen-Profilen 1x2mm dargestellt und einfach im Winkel auf Rückwand bzw. Trittrost geklebt. Zum Schluss erhielten die Vorderkotflügel einen Überzug aus Revell-Blau Nr. 52. Mit der gleichen Farbe konnte nunmehr auch der Bereich der Einstiegstritte im Fahrerhaus lackiert werden. Nachdem alles gut getrocknet war, wurden die Kotflügel an das Fahrerhaus montiert.

Die Rückspiegel aus einem Italeri-Zurüstsatz wurden mittels eines 1mm starken,  nach der Zeichnung gebogenen Messingdrahts an den Türen befestigt und alufarben angemalt. Die Spiegelfläche habe ich mit Chromfolie (Bare Metal Foil) dargestellt.

Die oberen Positionslampen über der Frontscheibe habe ich aus einem kleinen Streifen glasklaren Polystyrols geschnitten, silberfarben hinterlegt und mit Klarlack aufgeklebt.

Als Letztes erhielt das Fahrerhaus noch die Scheibenwischer (Ätzteilebausatz „Scheibenwischer 1:18/1:24“ von Virages/Raceland).
 
 

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