|
44 1386 im
Maßstab 1:87
44-er Variante mit Teilschürze und
ÜK-Führerhaus (erschienen in
MIBA Spezial 65, August 2005)
|
|
|
|
|
|
44 1386 rollt von der
Drehscheibe des BW Kirchberg. Während des Wendens offenbart sie ihre
Unterschiede zu den serienmäßigen ROCO-Maschinen: die Teilschürze, das
ÜK-Führerhaus und die durchbrochenen Stützen des Kohlenkastens. |
|
|
In der Frage der
Bauarten-Vielfalt unter den Einheitslokomotiven schießt zweifellos die
Baureihe 50 den Vogel ab. Das Streben nach schnellstmöglicher
Fertigstellung nach Hauptuntersuchungen in den AW sowie nach
Verbesserung des Wirkungsgrades haben im Verlauf ihres Einsatz bei der
Deutschen Bundesbahn zahllose Varianten hervor gebracht, indem Kessel,
Tender Führerhäuser und vieles mehr unter den Lokomotiven der Baureihe
50 getauscht bzw. aus Loks der Baureihe 52 entnommen und eingebaut
worden waren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass manches BW „seine“ Lok
nach einem längeren AW-Aufenthalt nur noch anhand der Betriebsnummer
wieder erkannt hat.
Aber auch andere
Baureihen haben im Laufe der Zeit einige Varianten hervor gebracht.
Unter den Lokomotiven der Baureihe 44 haben mir beispielsweise immer die
Maschinen am besten gefallen, deren Frontschürzen nur im mittleren
Bereich entfernt worden waren. Sie ermöglichten auf diese Weise den
Blick auf den Mittelzylinder, ohne auf die durch die Frontschürze
betonte bullige Erscheinung verzichten zu müssen. Ohne Zweifel waren
Maschinen der BR 44 mit Teilschürze gegenüber Lokomotiven ohne Schürze
in der Minderzahl. Zumindest drängt sich dieser Eindruck nach dem
Studium der mir zur Verfügung stehenden Abbildungen auf. Vielleicht ist
dies der Grund, warum dem Modellbahner bis heute noch kein
entsprechendes Modell dieser Variante zur Verfügung steht.
Unverständlich bleibt es, waren Loks dieser Bauart doch bis zum Ende der
Dampflokzeit im Einsatz. ROCO hatte zwar bis 1997 eine Ausführung mit
Vollschürze und Bundesbahn-Beschriftung im Programm, allerdings habe ich
bis heute noch kein Foto gefunden, das diese Version als Epoche
III-Vorbild dokumentiert.
Da ich mich auf die
Dauer mit diesem Zustand nicht zufrieden geben wollte, habe ich mich
entschlossen, auf der Basis des aktuellen ROCO-Modells eine 44er mit
Teilschürze zu bauen. Damit sie sich noch etwas mehr von ihren
vorhandenen Schwestern |
|
|
unterscheide,
sollte sie auch ein ÜK-Führerhaus erhalten. Jetzt ging es nur noch
darum, ein passendes Vorbild zu finden, was allerdings nicht sehr
leicht war. Nach mehrtägiger Suche in der einschlägigen Literatur habe
ich endlich ein Bild einer Maschine mit den geforderten Merkmalen
gefunden. Es handelte sich dabei um 44 1386 des BW Schweinfurt, die am
01.03.1957 in gewünschtem Zustand auf der Rampe
Laufach-Heigenbrücken „ertappt“ und fotografiert worden war. Sie wurde
am 30.06.1960 in Schweinfurt ausgemustert. Ich vermute, dass sie in den
letzten beiden Jahren ihres Daseins auch noch mit „Keks“ gelaufen ist,
denn dies war ebenfalls ein Punkt auf meiner „Wunschliste“ für den
Umbau. Gewissermaßen als Zugabe wies sie durchbrochene Abstützungen am
Kohlenkasten des Tenders auf.
Als Basismodell für
die bevorstehende Aktion habe ich aus meiner Sammlung das ROCO Modell
der BR 44 der Deutschen Bundesbahn, Artikel Nr. 63 241, auserkoren. An
der Bestellnummer kann man erkennen, dass es sich hierbei um eine
Maschine der neuesten Ausführung handelt. Die benötigten Teile für den
Umbau entnahm ich einer älteren Version des Modells mit geschlossener
Schürze, die unter der Artikel Nr. 43262 bis 1997 im ROCO-Katalog
enthalten war und die ich als Gebrauchtware günstig erstehen konnte. Die
aus dieser Lok entnommenen und verarbeiteten Bauteile werden am Schluss
des Beitrags noch einmal einzeln aufgelistet.
Wie
immer in solchen Fällen habe ich die Aufbauten beider Loks zunächst
weitgehend zerlegt und den Kessel der umzubauenden Maschine seiner
Anbauteile entledigt. Ich begann mit dem meiner Meinung nach
aufwändigsten Teil des Umbaus, und zwar mit dem |
|
|
|
|
Auf dieser Aufnahme
ist die Teilschürze mit dem Innenzylinder sehr gut zu sehen |
|
|
Umlauf |
|
|
Das größte Problem
hierbei war, dass die umzubauende Lok und der Umlaufspender zwei
unterschiedlichen Modellgenerationen angehören. Eine DB-Version mit
geschlossener Schürze ist mir von der neuen Modellgeneration bisher
nicht bekannt. Die Ausführung der DRG (ROCO Art. Nr. 63242) dürfte wegen
der vorverlegten Pumpen entsprechende Ausschnitte im Umlauf haben und
daher ungeeignet sein. Dies konnte von mir jedoch nicht überprüft
werden, da ich kein Modell dieser Ausführung bisher in |
|
|
Augenschein nehmen
konnte.
Im Zuge der Weiterentwicklung des ROCO-Modells der BR 44 wurde in
der überarbeiteten Version unterhalb des Führerhauses eine
Kurzkupplungskulisse für die Lok-Tender- Verbindung eingebaut. Dadurch
war ein einfacher Tausch der Umläufe der verschiedenen Versionen
ausgeschlossen und ein neuer Umlauf musste aus den beiden vorhandenen
Teilen gebaut werden. Die Umbaulok musste dabei den hinteren Teil des
Umlaufs beisteuern, während die
„Spenderlok“ den vorderen Teil mit der Schürze abgeben musste. Beide
Umläufe waren an geeigneter Stelle zu trennen und neu zusammen zu fügen
Ich wählte
nach einigen
Überlegungen den Bereich der Pumpen für den Sägeschnitt, weil in
diesem Bereich die Riffelung der Umlaufoberfläche durch eine Zone mit
glatter Beblechung unterbrochen ist und diese Kante als Fuge zwischen
den beiden zusammen gesetzten Umläufen meiner Meinung nach kaum
auffallen würde. Nun ging es noch darum, den Trennschnitt, den ich
aufgrund des für |
|
|
|
die Umläufe verwendeten Metalls mit der Korundscheibe durchführen
wollte, genau zu planen. Erlebnisse nach dem Motto: „dreimal |
|
44 1381 entspricht
der ROCO-Serienmaschine
44 1137 spendierte den Umlauf mit geschlossener Schürze |
|
|
gesägt und immer noch zu kurz“ wollte ich mir ersparen. Ich sägte also beim
umzubauenden Umlauf mit dem Führerhausboden und der Kurzkupplungskulisse
die vorderen Teile rechts und links so ab, dass die Sägeschnitte jeweils
direkt neben den Pumpen im „glatten“ Bereich des Umlaufblechs lagen. Das
genaue Maß zur Kante zwischen geriffelter und glatter Zone wollte ich
mit der Feile erreichen. Auf die gleiche weise kürzte ich nun den
vorderen Umlauf mit der Schürze. Hier legte ich den Sägeschnitt jedoch
in den geriffelten Bereich, sodass die „glatte“ Zone mit den Pumpen
vollständig erhalten blieb. Auch hier arbeitete ich mich mit der Feile
an die genaue Trennkante vor. Als Ergebnis dieser Arbeit lagen nun ein
hinteres Umlaufteil mit der Kurzkupplungskulisse und ein vorderer Teil
mit der Frontschürze und den Pumpen vor mir, exakt auf Maß befeilt und
warteten darauf, in geeigneter Weise miteinander verbunden zu werden.
Eine stumpfe Verklebung erschien mir wenig belastbar zu sein. Da die
Umläufe relativ dick sind, brachte ich in beide mit einem geeigneten
Fräser von unten eine Nut von ca. 3mm Länge und ca. 0,7mm Tiefe ein. Um
die Teile exakt verkleben zu können, mussten sie auf einer absolut
ebenen Unterlage ausgerichtet werden. Auf dem Tisch ging’s nicht, weil
ja die Pumpenköpfe auf der Oberseite des Umlaufs im Wege waren. |
|
|
|
Blick auf den
Führerhaus-boden: Links der umzu-bauende Umlauf mit Kulissenführung,
rechts der Umlauf der Spenderlok |
|
|
|
Beide
Umläufe vor dem Umbau: Links der offene Umlauf der umzubauenden Lok mit
Kulissenführung, rechts der Umlauf, der seine Frontschürze opfern wird. |
|
|
|
Auf einem
Holzbrett, in das Bohrungen für die Aufnahme der Pumpenköpfe eingebracht
wurden,liegen die beiden Umlaufteile bereit zum Verkleben. |
|
|
|
Die
beiden Umlaufteile sind nunmehr miteinander ver-bunden. Die Tritte zur
Rauchkammer liegen zum Einbau bereit. |
|
|
Also nahm ich ein
geeignetes Stück Holz, legte den Umlauf mit den Pumpenköpfen auf der
geriffelten Seite nach unten und markierte die Stellen, an denen Löcher
für die „Versenkung“ der Pumpenköpfe zu bohren waren. Dies war mit einem
8mm Bohrer schnell erledigt. Nun konnte ich die Umlaufteile mit der
Oberseite auf dem Holzstück auflegen. Die Pumpenköpfe verschwanden dabei
in den Bohrungen und die Umläufe lagen nun vollkommen plan auf dem Holz.
Beide Umlaufteile wurden nun exakt ausgerichtet und mit Sekundenkleber
fixiert. Die zuvor auf der Unterseite an den Trennstellen eingebrachten
Nuten lagen nun bereit, mit Pattex Stabilit Express aufgefüllt zu
werden. Damit die Verklebung stabiler wurde, habe ich noch ca. 5mm lange
Stücke 0,5mm dicken Messingdrahts als „Armierung“ mit eingeklebt. Damit
war der heikelste Teil der Umlaufbearbeitung bereits erledigt.
Als nächster Schritt sollte nun der mittlere Bereich der Frontschürze
heraus gearbeitet werden. Auch hier hat sich die Proxxon mit der
Korundscheibe bestens bewährt. Ich legte die Sägeschnitte genau auf die
Rauchkammerstreben, an denen die Trittstufen befestigt waren. Dabei
arbeitete ich abwechselnd von oben und von unten. Hierbei war jedoch zu
beachten, keinesfalls zu weit nach außen zu sägen, um nicht die äußeren
Schürzenteile zu beschädigen. Lieber etwas mehr feilen als aufspachteln
zu müssen, hieß hier die Devise. Nach kurzer Zeit war auch diese Arbeit
zu meiner Zufriedenheit erledigt.
Die neuen Rauchkammertritte wurden aus der in der „offenen“ Version
eingebauten Rauchkammerstütze (Teil 52 im ROCO Ersatzteilblatt)
entnommen. Bei der schürzenlosen Variante bilden die Rauchkammerstütze
und die Rauchkammerstreben mit den Trittstufen ein gemeinsames Teil.
Aus diesem habe ich die Streben mit den Trittstufen heraus geschnitten,
die Streben mit einem Polystyrol-Profil 1x1,5mm nach hinten verlängert
und das Ganze in den Ausschnitt in der Frontschürze eingepasst. Damit
war der neue Umlauf komplett. Die wenigen Lackschäden habe ich mit dem
Pinsel mit REVELL seidenmatt schwarz (SM302) und MOLAK RAL 3002
ausgebessert. Da ich die Maschine im Anschluss an den Umbau ohnehin
altern wollte, habe ich mir eine Ganzlackierung mit der Pistole erspart. |
|
|